Wie viel verdient ein Übersetzer? (Aktualisiert 2025)
03.11.2025
Wenn man sich für einen Beruf entscheidet, ist es nur vernünftig, sich über das Einkommen Gedanken zu machen. Doch wie viel verdient ein Übersetzer wirklich? Die Antwort ist komplex – sie hängt von Sprache, Spezialisierung, Auftraggebern und Arbeitsmodell ab.
In diesem Beitrag erfahren Sie, was Übersetzerinnen und Übersetzer in Deutschland im Jahr 2025 durchschnittlich verdienen – pro Monat, Stunde und Wort – und welche Faktoren den tatsächlichen Verdienst bestimmen.
In diesem Artikel bin ich davon ausgegangen, dass wir als Übersetzer Vollzeit arbeiten und niemals Leerlauf haben, was natürlich nicht wirklich der Realität entspricht.
Mit der Berechnung versuche ich, eine Spanne zu ermitteln, innerhalb derer sich der Verdienst einen Übersetzers üblicherweise bewegt. Der Einfachheit halber gehe ich davon aus, dass wir einzig und allein als Übersetzer arbeiten. In der Praxis sind Übersetzer manchmal zum Beispiel auch als Dolmetscher tätig.
Wo und wie arbeiten Übersetzerinnen und Übersetzer?
Die meisten Übersetzerinnen und Übersetzer in Deutschland sind freiberuflich tätig.
Sie arbeiten auf Auftragsbasis für Unternehmen, Agenturen, Behörden oder Privatkunden.
Nur ein kleiner Teil ist fest angestellt – etwa in internationalen Organisationen, Verlagen oder Sprachendiensten der Europäischen Union.
Als Freiberufler können Sie zwischen zwei Modellen wählen:
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Kleinunternehmerregelung (Umsatz bis 22.000 € im Jahr) – keine Umsatzsteuer, aber auch kein Vorsteuerabzug
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Umsatzsteuerpflichtige Tätigkeit – professioneller Auftritt, dafür etwas mehr Verwaltungsaufwand
Ich selbst bin seit 2011 als freiberufliche Übersetzerin und Dolmetscherin für Spanisch und Italienisch tätig.
Ein großer Teil meiner Arbeit besteht aus beglaubigten Übersetzungen, die von Gerichten und Behörden anerkannt werden.
In welchen Bereichen arbeiten Übersetzer?
Der Beruf ist äußerst vielseitig. Die Spezialisierung wirkt sich dabei unmittelbar auf den Verdienst aus.
Juristische Übersetzungen
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Texte: Verträge, Gerichtsbeschlüsse, Urkunden
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Kunden: Anwaltskanzleien, Privatpersonen, Gerichte
Oft werden hier beglaubigte Übersetzungen benötigt – zum Beispiel für offizielle Dokumente.
Technische Übersetzungen
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Texte: Handbücher, technische Dokumentationen, Bedienungsanleitungen
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Kunden: Industrieunternehmen, Ingenieurbüros
Marketing- und Werbeübersetzungen
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Texte: Kampagnen, Slogans, Websites, Newsletter
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Kunden: Agenturen, Unternehmen
Hier spricht man häufig von Transkreation – die Übersetzung erfolgt mit einem kreativen, marketingorientierten Ansatz.
Literaturübersetzungen
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Texte: Romane, Biografien, Comics, Fachbücher
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Kunden: Verlage, Autoren
Dieser Bereich ist finanziell meist weniger lukrativ, aber kulturell bedeutend.
Lokalisierung von Software und Videospielen
Der Bereich der Software- und Videospiellokalisierung ist weitläufig und erfordert besondere Fähigkeiten, die sich von denen anderer Branchen unterscheiden: Der Einsatz von CAT-Tools ist in diesem Bereich unverzichtbar und notwendig. Oft müssen Zeichenbegrenzungen innerhalb von Segmenten beachtet werden, und man muss in der Lage sein, mit computerlinguistischen Elementen umzugehen.
- Texte: Werbematerialien, an den Benutzer gerichtete Systemmeldungen, UX und UI, Untertitel für Spiele, Handbücher, Beschreibungen, Befehle
- Kunden: Agenturen, Verlage, Entwickler
Audiovisuelle Übersetzung
In diesem Bereich ist es noch wichtiger als in anderen, die Beziehung zwischen dem visuellen und dem textlichen Element während des Übersetzungsprozesses zu berücksichtigen. Außerdem müssen die Untertitler eine spezielle Untertitelungssoftware verwenden und mit Zeichenbegrenzungen und Richtlinien umgehen können.
- Texte: Untertitel für Filme, Dokumentarfilme und Fernsehserien, Übersetzung von Drehbüchern, die für Dialog- oder Voice-Over-Adaptionen vorgesehen sind
- Kunden: Agenturen, Unternehmen, Regisseure, Filmfestivals
Wie viel verdient ein Übersetzer pro Monat?
Die effektiven Arbeitstage
Wenn wir berechnen möchten, wie viel ein Übersetzer im Monat verdienen kann, müssen wir mehrere Faktoren berücksichtigen. Die folgende Berechnung ist aufgrund der vielen Variablen nicht unbedingt für alle gültig und stellt zwangsläufig eine Vereinfachung und Annäherung dar.
Zunächst müssen wir herausfinden, wie viele bezahlte Arbeitstage ein Übersetzer im Durchschnitt pro Monat hat. Wenn wir Krankheitstage, Wochenenden, Feiertage und Ferien von der Gesamtanzahl der Tage im Jahr abziehen (und dabei mögliche Überstunden außer Acht lassen), erhalten wir eine ungefähre Anzahl der effektiven Arbeitstage eines Übersetzers:
365 Tage im Jahr
- 104 Wochenendtage
- 11 Feiertage
- 28 Urlaubstage
- 6 Krankheitstage
__________________
= 216 Arbeitstage pro Jahr bzw. 18 Arbeitstage pro Monat
Dann gibt es noch eine ganze Reihe unbezahlter Aufgaben, um die sich ein Selbstständiger kümmern muss: Buchhaltung und Verwaltung, Angebote, telefonische Kundenbetreuung, E-Mail-Austausch und Marketing sowie die Weiterbildung. All diese unbezahlten Aufgaben nehmen rund 20 Prozent der Zeit in Anspruch, mindestens. Das bedeutet, dass wir etwa drei Tage im Monat ohne Bezahlung arbeiten.
Es bleiben also durchschnittlich etwa 15 Tage bezahlte Arbeit pro Monat. In der Praxis gibt es Zeiten, in denen man kaum weiß, wie man das Arbeitspensum bewältigen soll und andere, in denen man zu wenig Arbeit hat. Auch das muss man berücksichtigen.
Ein weiterer wichtiger Faktor, den es zu berücksichtigen gilt, sind die Fixkosten: Ohne Computer, Wörterbücher, Computerprogramme, CAT-Tools und ähnliches kommt man als Übersetzer nicht weit. Ich habe diese Fixkosten in einem anderen Artikel meines Blogs im Detail berechnet: Wie viel verdient ein Dolmetscher?
Für unsere Berechnung des Einkommens eines Übersetzers gehen wir von rund 700 Euro Fixkosten pro Monat aus.
Die Preise für Übersetzungsdienstleistungen selbst variieren stark, zum Beispiel je nach:
- Sprachkombination
- Thema
- Art des Auftrags (z.B. beglaubigt oder nicht)
- Eilbedürftigkeit
- Umfang
Auch der Auftraggeber ist entscheidend: Mit Direktkunden verdient man in der Regel deutlich mehr, während Agenturen oft niedrigere Honorare zahlen. Das liegt daran, dass eine Agentur die Kosten und den Betrieb des gesamten Unternehmens berücksichtigen muss, was sich zwangsläufig in den Honoraren widerspiegelt, die den Übersetzern angeboten werden.
Wie viel ein Übersetzer pro Monat verdient, hängt von Fachgebiet, Auftragslage und Sprachkombination ab. Geht man von rund 15 bezahlten Arbeitstagen pro Monat aus, ergeben sich folgende Durchschnittswerte:
| Abrechnungsart | Preis pro Wort | Berechnung (2.500 Wörter × 15 Tage) | Monatlicher Verdienst (brutto) |
|---|---|---|---|
| Niedrig (Agenturauftrag) | 0,06 € | 37.500 × 0,06 € | 2.250 € |
| Durchschnitt (Fachtext, Direktkunde) | 0,14 € | 37.500 × 0,14 € | 5.250 € |
| Hoch (Spezialtext, Express, komplexe Fachübersetzung) | 0,25 € | 37.500 × 0,25 € | 9.375 € |
Davon müssen Fixkosten (z. B. 700 € monatlich) sowie Steuern und Versicherungen abgezogen werden. Das Nettoeinkommen liegt realistisch zwischen 1.500 € und 4.000 € pro Monat.
Wie viel verdient ein Übersetzer pro Stunde?
Wie viel ein Übersetzer pro Stunde verdient, lässt sich nicht pauschal sagen – aber es lässt sich konkret berechnen, wenn man zwei Variablen kennt:
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Preis pro Wort oder Zeile
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Übersetzungsgeschwindigkeit (Wörter oder Zeilen pro Stunde)
Schritt 1 – Übliche Wort- und Zeilenpreise
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Agenturen: 0,07 – 0,14 € pro Wort bzw. 0,60 – 1,30 € pro Normzeile
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Direktkunden: 0,12 – 0,24 € pro Wort bzw. 1,20 – 2,10 € pro Normzeile
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Gerichte / Behörden (JVEG): ca. 1,95 € pro Normzeile (gesetzlich festgelegt nach JVEG)
Schritt 2 – Wie viele Wörter oder Zeilen schafft man pro Stunde (mit und ohne KI-Unterstützung)?
Wie viele Wörter oder Zeilen eine Übersetzerin pro Stunde schafft, hängt stark von der Textart, der Erfahrung und der eingesetzten Technik ab. Früher lag die Produktivität bei klassischen Fachübersetzungen meist zwischen 250 und 500 Wörtern pro Stunde, je nach Komplexität. Wer mit juristischen oder technischen Texten arbeitet, kommt eher auf 300, wer Routine- oder Standardtexte übersetzt, auf bis zu 500 Wörter.
Seit der zunehmenden Nutzung von KI-gestützter Übersetzung – etwa durch DeepL, ChatGPT oder maschinelle Vorübersetzung in CAT-Tools – hat sich dieses Bild verändert: Professionelle Übersetzerinnen, die maschinelle Vorschläge intelligent nutzen und anschließend sorgfältig nachbearbeiten, erreichen heute im Schnitt 30 – 60 % mehr Output. Bei Routine- oder Verwaltungstexten kann die Steigerung sogar bis zu 80 % betragen, sofern die Terminologie klar definiert ist und der Textstil einfach bleibt.
Bei komplexen Fach- oder Marketingtexten fällt der Effekt geringer aus – hier liegt der Zuwachs meist bei 20 – 30 %, weil der Mensch viel stärker eingreifen, umformulieren und prüfen muss.
Reine KI-Ergebnisse sind dort selten ausreichend, da es um Kontext, Tonalität und rechtliche Präzision geht. Insgesamt lässt sich sagen:
KI verdoppelt nicht die Leistung, aber sie verschiebt die Zeitverteilung.
Weniger Energie fließt in die Rohübersetzung, mehr in Prüfung, Terminologie und Feinschliff.
So liegt eine realistische Produktivität heute – je nach Textart – bei 500 bis 800 Wörtern pro Stunde, ohne dass die Qualität leidet, sofern die Nachbearbeitung professionell erfolgt.
Wer hingegen ausschließlich manuell arbeitet, erreicht in der Regel zwischen 300 und 500 Wörtern pro Stunde.
Damit ist KI ein Effizienzwerkzeug, kein Ersatz für Expertise: Sie kann Routinearbeit beschleunigen, aber nicht die Verantwortung, das Sprachgefühl oder die juristische Genauigkeit übernehmen,
die gerade bei beglaubigten oder fachlich sensiblen Übersetzungen entscheidend sind.
Schritt 3 – Herleitung des Stundenlohns
Nun lässt sich der Stundenlohn berechnen:
A) Beispiel 1: Agenturauftrag (unteres Preissegment)
400 Wörter × 0,08 €/Wort = 32 €/Stunde
oder 45 Zeilen × 0,90 €/Zeile = 40,50 €/Stunde
ca. 25 – 40 € pro Stunde realistisch, wenn über Agenturen gearbeitet wird.
B) Beispiel 2: Direktkunde (mittleres bis hohes Segment)
400 Wörter × 0,18 €/Wort = 72 €/Stunde
oder
45 Zeilen × 1,60 €/Zeile = 72 €/Stunde
60 – 75 € pro Stunde bei Fachübersetzungen, direkter Kundenkontakt, geringem Verwaltungsanteil.
C) Beispiel 3: Gerichtlicher Auftrag (JVEG-Satz)35 Zeilen × 1,95 €/Zeile = 68,25 € pro Stunde
Bei schnellerem Arbeitstempo (50 Zeilen) → 97,50 € pro Stunde
Zusammenfassung: Reale Stundensätze 2025 (nach Auftragstyp)
| Auftragstyp | Typischer Wort-/Zeilenpreis | Ø Leistung pro Stunde | Reale Stundenvergütung |
|---|---|---|---|
| Agenturauftrag (Einstieg) | 0,08 €/Wort · 0,90 €/Zeile | ca. 400 Wörter / 45 Zeilen | 25 – 40 € / Std. |
| Direktkunde (Fachtext) | 0,16 – 0,20 €/Wort · 1,50 – 1,90 €/Zeile | ca. 350 Wörter / 40 Zeilen | 60 – 75 € / Std. |
| Gericht (JVEG-Satz) | 1,95 €/Zeile (§ 11 JVEG) | 35 – 50 Zeilen / Std. | 68 – 98 € / Std. |
Fazit – Einkommen ist individuell: Effizienz, Auslastung und Marketing entscheiden
Wie viel eine Übersetzerin oder ein Übersetzer tatsächlich verdient, lässt sich nicht allein aus Wortpreisen oder Stundenwerten ableiten. Der entscheidende Faktor ist die Effizienz des eigenen Arbeitssystems – und die Fähigkeit, Aufträge regelmäßig zu gewinnen und auszulasten.
Wer strukturierte Abläufe, eigene Glossare und klare Prozesse nutzt, arbeitet nicht nur schneller, sondern auch wirtschaftlicher. Wiederkehrende Urkunden, standardisierte Textarten oder spezialisierte Fachgebiete ermöglichen Routinen, die den effektiven Stundenwert deutlich steigern können – oft über 100 € pro Stunde, ohne Qualitätsverlust.
Umgekehrt gilt: fehlende Organisation, mühsame Recherche und eine geringe Auftragsauslastung führen selbst bei guten Preisen zu einem niedrigen Einkommen. Ohne stetige Kundengewinnung und Sichtbarkeit bleiben Potenziale ungenutzt.
Gerade deshalb sind Marketing und kontinuierliche Weiterbildung heute entscheidend. Wer seine Leistungen gezielt positioniert, moderne Tools beherrscht und fachlich am Ball bleibt, kann seine Spezialisierung als Qualitätsmerkmal kommunizieren – und damit langfristig stabile, gut bezahlte Aufträge sichern.
Übersetzen ist heute mehr als Sprache – es ist ein Mix aus Fachwissen, Technikkompetenz und Selbstmanagement.
Wer Effizienz, Auslastung und Qualität in Einklang bringt, kann auch in einem digitalen Marktumfeld nachhaltig erfolgreich sein.
Ich bin Verena Laouari – vereidigte Übersetzerin und Dolmetscherin für Spanisch und Italienisch. Seit 2011 unterstütze ich Gerichte, Behörden und Privatkunden mit beglaubigten Übersetzungen
und Fachübersetzungen in den Bereichen Recht, Verwaltung und Wirtschaft.
Neben meiner Arbeit als Übersetzerin und Dolmetscherin teile ich mein Wissen in meinem Blog, wo ich über Themen wie Übersetzen, Sprachberufe, Preise und berufliche Entwicklung schreibe.
Wenn Sie mehr über meine Arbeit erfahren möchten oder eine beglaubigte Übersetzung benötigen, finden Sie hier weitere Informationen: